Liebe Jungimker, liebe Neueinsteiger,
ich möchte hier meine persönliche Anleitung zum erfolgreichen Honigverkauf weitergeben.
1.
Voraussetzung für einen erfolgreichen Honigverkauf ist natürlich ein einwandfreies und hygienisch hergestelltes Produkt. Dazu ist in erster Linie Deine Imkerarbeit, die mit Liebe und Sorgfalt geschehen sollte, entscheidend. Aber das ist selbstverständlich, oder?
2.
Das optisch wichtigste Kriterium ist ein attraktives und ansprechendes Etikett. Du musst Begehrlichkeit erwecken, das kannst Du vielleicht auch mit einem selbstgebasteltem Etikett, es ist aber zweckmäßiger, sich an einen Fachmann, also an einen Grafiker oder eine Designagentur zu wenden. Das koste nicht wenig, ist aber im Gegensatz zu den anderen Investitionen eines Imkers ein kleiner Bruchteil dessen und eine kluge Investition. Jeder soll das machen, was er am besten kann. Du bist Imker und kein Grafiker. Investiere viel Geld in Dein Etikett, denn das Etikett wird vom Kunden bezahlt! Ein Top-Etikett ist 80% des Verkaufserfolges (Voraussetzung siehe Punkt 1). Vermeide Grafiker, die sich selbst verwirklichen wollen. Es geht um das Produkt und um das Ziel und nicht um ein Design-Kunstwerk. Einfahheit und Klarheit ist bei einem Etikett die Devise. Definiere vorher das Ziel für den Grafiker/Designer. So sparst Du Zeit-Dir und dem Grafiker.
3.
Lasse Dein Etikett von einer guten Druckerei herstellen. Überlege Dir gut, welches Papier Du wählst. Holzfreie, glänzende sehr weiße Papiere machen das Etikett brillant und strahlend. Naturpapiere oder "ungestrichene" Papiere unterstreichen das Bioprodukt, sind aber aus meiner Sicht nicht unbedingt erst Wahl bei der Attraktivität. Mattes holzfreies Papier lässt das Produkt, mit einer entsprechenden Gestaltung, eleganter erscheinen. Kräftige, warme Farben sind zu empfehlen. Mach vielleicht ein Vorder- und ein Rücketikett. Vom Vorderetikett kannst Du dann mehr drucken, und am Rückenetikett stehen die Sichtfeld-Infos, die sich vielleicht in zwei oder drei Jahren ändern könnten (neues Biologo etc.).
4.
Verwende lesbare Schriften. Natürlich ist jede Schrift lesbar, in der Werbung bezeichnet man aber ein Schrift als unlesbar, wenn Sie aus einigere Entfernung nicht mehr gut wahrgenommen werden kann oder zu klein ist. Eine Schreibschrift kann manchmal sehr unlesbar sind mit ihren Schnörkseln und dünnen Linien.Vermeide das Mischen unterschiedlicher Schriften oder Schriftgrößen. Das macht das Produkt unruhig. Ein Text auf einem Glas sollte schon aus einiger Entfernung wahrgenommen werden.
5.
Sei kreativ! Dein Honig muss nicht "Blütenhonig" heißen wie hunderte andere auch. Ein Beispiel ist der ÖTSCHERHONIG von Heidrun Singer, der sogar als Marke registriert wurde. Es gibt eben nur einen Ötscherhonig. Und der schmeckt! Es gibt auch andere attraktive Namen, die Dein Produkt unverwechselbar erscheinen lassen. Denke gut darüber nach, sei anders als die anderen! Sonnentor hat sich zB. den Namen seines Kaffee´s schützen lassen: WIENER VERFÜHRUNG. Ist doch gut, nicht?
6.
Damit wären wir beim entscheidenden Kriterium:
UNVERWECHSELBARKEIT.
Das ist die Herausforderung für Dich. Ein Produkt muss aus der Masse herausstechen, muss möglichst unverwechselbar sein. Und da bin ich bei einem entscheidenden Punkt angelangt, wofür mich so mancher mit Kritik überschütten wird:
Weg vom Imkerbund-Einheitglas oder gar Einheitsetikett!!!!
Einheitsglas bedeutet Einheitsprodukt und somit Verwechselbarkeit. Wie willst Du Dich von anderen unterscheiden, wenn Du ein Glas hast, dass wie hundert andere aussieht? Wie willst Du Deinen Honig teurer anbieten als die anderen, wenn Du das gleiche Glas und das gleiche Etikett hast? Glaubst Du, Du bist stäker im Verbund, in der Einheit mit anderen? Nein, hier nicht! Damit schwächst Du Dich und dein Produkt. Sei kreativ und suche Dir Dein persönliches Glas. Die Industrie bietet viele Möglichkeiten, mit etwas Geschick und Geduld findest Du ein Glas, dass Dir besonders gefällt und dass auch Deinen Kunden gefallen wird. Wenn Du ein ANDERES und attraktiveres Glas hast, erscheint Dein Produkt auch anders und attraktiver. Kauf Dir eine Palette voll Gläser, das ist günstiger, auch wenn Du zuerst mal ein Vermögen hinlegen musst. Aber es kommt zurück!
7.
Der Honigkäufer ist weiblich. Gestalte also Dein Etikett eher feminin. Cooles Design hat was, ist aber beim Honigetikett falsch am Platz. Warme Farben, weiche Schriften unterstützen den Charakter des Honigs.
8.
Habe gefälligst Selbstvertrauen! Du hast einer der tollsten und natürlichsten Lebensmittel anzubieten, die es gibt! Sei teurer als Deine Imkerkollegen in der Nachbarschaft. Günstiger anbieten zu wollen ist -vorsichtig formuliert - unklug, weil der Mensch besondere Produkte will. Und ein besonderes Produkt ist teurer und wird damit wertvoller für den Kunden. Wenn Du glaubst, Du kannst Deinen Honig, der einen Euro pro 500g mehr kostet, nicht sehr gut verkaufen, dann irrst Du gewaltig. Es wird immer Kunden geben, die billig kaufen wollen, die sollen woanders hingehen, zB. zum Supermarkt. Es wird aber auch Kunden geben, die ein besseres Produkt schätzen. Es ist eben so, dass bessere Produkte teurer sind. Dein Honig ist einzigartig, weil er die Einzigartigkeit der Landschaft widerspiegelt, in der Deine Bienen leben. Es liegt an Dir, den Unterschied herauszuarbeiten, es liegt an Deiner Überzeugungsarbeit. Besser 10% weniger Kunden und einen 20% teuren Honig.
9.
Werde nicht müde, über deine Arbeit und die Wichtigkeit der Imkerei und der Bienen zu erzählen. Ein Produkt braucht eine Geschichte. Und die Geschichte bist Du und Deine Arbeit. Je sympathischer Du damit rüberkommst, desto mehr erfolg wirst Du haben.
Und nicht zuletzt:
Gut Ding braucht Weile :-)